Disziplinäre Trennung verhindert problemorientiertes Lernen

Auch nach dem Regierungswechsel in Frankreich geht die fachdidaktische und unterrichtspraktische Debatte um integratives Lernen im Feld der Sozialwissenschaften weiter.
So fordert der Verband der Lehrer der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (APSES) vom Bildungsministerium eine Reform der konservativen Reform des Faches Sciences Économiques et Sociales, SES (Refonte des programmes des SES). Zum einen geht es um eine Veränderung des umfangreichen Lehrpensums und der hohen Prüfungsanforderungen. Dies führe zu Stoffbüffelei statt zu reflektiertem Lernen. So könnten sich keine aufgeklärten, kritischen Bürger bilden.
Zum anderen kritisiert der Fachlehrerverband die neue Philosophie der scharfen disziplinären Trennung des Unterrichts, insbesondere die Abkapselung der Wirtschaftswissenschaften von den anderen Sozialwissenschaften. Dies verhindere, dass die Schüler die gegenwärtigen gesellschaftlichen Problemen verstehen. Ihre Kritikfähigkeit könne sich nicht entwickeln.
So enthalte das neue Curriculum ein Kapitel über Klimapolitik. Dort kämen selbstverständlich die ökonomischen Instrumente wie Steuern, Regulation usw. zur Sprache. Diese technische Aspekte reichten aber nicht. Die Schüler fragten zu Recht, warum die Staaten diese Instrumente nicht nutzten. Um darauf angemessen zu antworten, müssten die Lehrer sich auf die Politikwissenschaft, auf den Lobbyeinfluss usw. beziehen. Die disziplinäre Abschottung, die das neue Curriculum verlange, erlaube das aber nicht.
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