Wettbewerb oder Einheitswissenschaft?

Kritische Ökonominnen und Ökonomen, die die herkömmlichen Ansätze der Wirtschaftswissenschaften für unzureichend oder gar gescheitert halten, haben in diesem Jahr erstmalig eine alternative Veranstaltung zur Jahrestagung des traditionsreichen und wissenschaftlich konservativen Vereins für Socialpolitik (VfS) organisiert: die Erste Pluralistische Ergänzungsveranstaltung, deren Programm gibt es hier (pdf).
Zu den Referentinnen und Referenten zählten neben vielen anderen Heiner Flassbeck (UNCTAD), Helge Peukert (Erfurt), Walter Ötsch (Linz), Silja Graupe (Alfter bei Bonn), Hans Diefenbacher (Heidelberg), Niko Paech (Oldenburg), Peter Bofinger (Würzburg), Norbert Häring (Düsseldorf), Frank Beckenbach (Kassel).
Rewo TV (Real world TV) bietet von einer Reihe der Präsentationen Video- und Audiomitschnitte online.
Die Organisatoren des Alternativgipfels vom Arbeitskreis Real World Economics kritisieren, dass der deutsche VfS - anders als etwa amerikanische Vebände von Wirtschaftswissenschaftlern - den wissenschaftlichen Pluralismus behindern und heterodoxen Theorien, Methoden und Themen kaum Raum gewähren.
Diese Kritik haben sie auch in einem Offenen Brief an den Vorsitzenden und die Mitglieder des VfS formuliert. Sie fordern dort Theorienvielfalt und Methodenvielfalt in Forschung und Lehre - an deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten alles andere als selbstverständlich! - mehr Lehre über die Geschichte des ökonomischen Denken, mehr Interdisziplinärität, Verwendung pluralistischer Lehrbücher und die Berufung auch von heterodoxen Ökonomen.
Unterschreiben kann man den Offenen Brief auf der Webseite des Netzwerks Plurale Ökonomik
Hier noch einige Hinweise auf die Presse: "Kritische Ökonomen unter sich" titelt Olaf Storbeck im Handelsblatt, Norbert Häring und Hans Christian Müller berichten dort "Verein für Socialpolitik: Wenn Ökonomen aufeinanderprallen", die Financial Times Deutschland meldet "Deutscher Ökonomen-Nachwuchs muckt auf" (Mathias Ohanian), Wendelin Sandkühler schreibt in der taz "Neue Ideen, bitte! Kritik an Volkswirtschaftslehre". Und über die getrennten Auftritte von Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine berichtet Caspar Schlenk auf Süddeutsche.de als "Fernduell der alten Herren".
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