In einem kurzen Beitrag auf
"In Bretton Woods – dem Ort, an dem 1945 die globale Wirtschaftsarchitektur der Gegenwart konzipiert wurde – fand jüngst eine Konferenz statt. Der interessanteste Moment kam, als der Financial Times-Kolumnist Martin Wolf den früheren US-Finanzminister und Wirtschaftsberater Präsident Barack Obamas, Larry Summers, befragte. „Deuten die Ereignisse der letzten Jahre nicht darauf hin“, fragte Wolf, „dass die [akademischen] Ökonomen einfach nicht verstanden haben, was vor sich ging?”
Es ist notwendig, in unsere Ausbildung mehr Pluralismus zu integrieren. Der Dialog mit anderen Human- und Sozialwissenschaften muss systematisiert werden. So unterschiedliche Gegenstände wie Arbeitslosigkeit, Ungleichheiten oder auch Konsumentscheidungen sind von Natur aus plural und können nur auf transversale Weise aufgegriffen werden.
Wir laden alle Studierenden ein sich uns anzuschließen und sich mit uns für eine pluralistische Ausbildung an den Hochschulen einzusetzen.
Originaltext in Französisch.
Der Startpunkt allen ökonomischen Denkens muss die Gesellschaft sein, so wie sie ist: mit ihren Institutionen, darunter die Familie, ihren geschriebenen und ungeschriebenen Regeln, ihren sozialen Gruppen und ihrer Produktionsstruktur. In diesem gesellschaftlichen Rahmen ist dann das Verhalten der Akteure zu analysieren.
Originaltext in Französisch: "Va-t-on faire au lycée les mêmes erreurs qu'à l'université?"
Philip Kovce über den Zustand der Wirtschaftswissenschaften in Aula, SWR2, 16.1.2011:
Eine moderne, im Lebensalltag brauchbare ökonomische Bildung
Die Verbände der gewerblichen Wirtschaft setzen sich für ein eigenständiges Fach Ökonomie an allgemein bildenden Schulen. Ein entsprechendes Auftragsgutachten haben sie Ende November auf einer Tagung der Fachöffentlichkeit vorgestellt.
Die in diesem Gutachten vertretene Konzeption für ein neues Schulfach und die Lehrerausbildung stößt auf erhebliche wissenschaftliche Kritik.
In einer Kurzexpertise attestiert die Initiative für eine bessere ökonomische Bildung (iböb) der Konzeption der Wirtschaftsverbände wesentliche wissenschaftliche Schwächen:
Ihre energische Stellungnahme zum Konzept der Wirtschaftsverbände habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich werde mir jetzt als nächstes das Gutachten von Herrn Kollegen Retzmann näher ansehen, um mir ein fundiertes Urteil bilden zu können. Wie auch immer dieses ausfallen mag: Ihre Initiative finde ich sehr verdienstvoll, und es wäre wünschenswert, wenn sie dazu beitrüge, die wissenschaftliche und bildungspolitische Diskussion über Ziele und Inhalte der ökonomischen Bildung auf breiter Basis zu intensivieren.
Vielen Dank (…) vor allem für diese Initiative, die man gar nicht hoch genug schätzen kann. Auch hier ist eine Debatte überfällig und ich hoffe dass es Ihnen gelingt, diese Expertise überall dort zu verbreiten, wo das kritisierte Gutachten bereits verbreitet ist.
Da Sie nach kritischen Rückmeldungen fragen: Im Abschnitt zur Frage eines eigenen Schulfaches hätte ich mir ein offensiveres Plädoyer für ein sozialwissenschaftliches Integrationsfach als "Ankerfach" in den allgemein bildenden Schulen gewünscht.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise warnt die Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) davor, dass ein monodisziplinär ausgerichtetes Verständnis von ökonomischer Bildung, wie es in dem Gutachten des Gemeinschaftsausschusses der Deutschen Wirtschaft "Ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen" zum Ausdruck kommt, Einzug in die Lehrpläne allgemeinbildender Schulen erhält.