Streeck, Wolfgang 2009. Man weiß es nicht so genau. Vom Nutzen der Sozialwissenschaften für die Politik.

08.03.2011

„Wissenschaftliche Politikberatung, in anderen Worten, besteht auch, und heute vielleicht heute mehr denn je, aus methodisch disziplinierter, aber deshalb nicht weniger praktisch relevanter, verantwortungsbewusster Auseinandersetzung über die theoretischen Prämissen politischen Handelns (…).

Eigenständiges Fach?

08.03.2011

Die Verbände der gewerblichen Wirtschaft setzen sich für ein eigenständiges Fach Ökonomie an allgemein bildenden Schulen. Ein entsprechendes Auftragsgutachten haben sie Ende November auf einer Tagung der Fachöffentlichkeit vorgestellt.

Die in diesem Gutachten vertretene Konzeption für ein neues Schulfach und die Lehrerausbildung stößt auf erhebliche wissenschaftliche Kritik.

In einer Kurzexpertise attestiert die Initiative für eine bessere ökonomische Bildung (iböb) der Konzeption der Wirtschaftsverbände wesentliche wissenschaftliche Schwächen:

Kritik am Modellplatonismus

08.03.2011

Ihre energische Stellungnahme zum Konzept der Wirtschaftsverbände habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich werde mir jetzt als nächstes das Gutachten von Herrn Kollegen Retzmann näher ansehen, um mir ein fundiertes Urteil bilden zu können. Wie auch immer dieses ausfallen mag: Ihre Initiative finde ich sehr verdienstvoll, und es wäre wünschenswert, wenn sie dazu beitrüge, die wissenschaftliche und bildungspolitische Diskussion über Ziele und Inhalte der ökonomischen Bildung auf breiter Basis zu intensivieren.

Sozialwissenschaftliches Integrationsfach

08.03.2011

Vielen Dank (…) vor allem für diese Initiative, die man gar nicht hoch genug schätzen kann. Auch hier ist eine Debatte überfällig und ich hoffe dass es Ihnen gelingt, diese Expertise überall dort zu verbreiten, wo das kritisierte Gutachten bereits verbreitet ist.

Da Sie nach kritischen Rückmeldungen fragen: Im Abschnitt zur Frage eines eigenen Schulfaches hätte ich mir ein offensiveres Plädoyer für ein sozialwissenschaftliches Integrationsfach als "Ankerfach" in den allgemein bildenden Schulen gewünscht.

Weber, Birgit 2010. Wirtschaftswissen zwischen Bildungsdefiziten und Unsicherheiten.

01.03.2011

„Angesichts des dynamischen Wandels einer pluralistischen Gesellschaft, in der die Wahrheit von heute morgen schon obsolet sein kann, in der unterschiedliche Gruppen divergierende Ziele haben und in der Spezialisierung und Differenzierung der Wissenschaft eine einfache Ableitung verunmöglicht, ist es nicht einfach, das erforderliche Wissen zur Lebensbewältigung und zur gesellschaftlichen Teilhabe zu definieren. Die Wirtschaftswissenschaften liefern zumindest keinen Maßstab dafür, welches Wissen im Rahmen der ökonomischen Bildung erforderlich ist.

Zurstrassen, Bettina 2009. Das Lernfeldkonzept an Berufsschulen: Von der Chance, berufliche und politische Bildung zu vereinen.

01.03.2011

„Das Zusammenführen beruflicher Inhalte mit politischer Bildung in problemorientierten Lernsituationen kann der Erzeugung eines utilitaristisch verengten Praxisverständnisses an Berufsschulen entgegenwirken, weil durch politische Bildung ein gesellschaftliches Reflexionsmoment im beruflichen Handeln eingeübt wird. Politische und gesellschaftliche Konfliktsituationen, die im beruflichen Feld verursacht oder dort wirksam werden, können auch im Beruf erschlossen werden. Durch politisch reflektiertes Handeln im Berufsfeld erschließt sich ein neues Feld für alltägliches politisches Handeln.

Weber, Birgit 2009. Forschungsfelder der Wirtschaftsdidaktik.

01.03.2011

„Im Interesse der Kompetenzentwicklung des Individuums muss die Wirtschaftsdidaktik noch sehr viel gezielter untersuchen, welche Anforderungen Lebenssituationen stellen, wozu ggf. auch Erkenntnisse anderer Wissenschaften herangezogen werden müssen. Sie muss untersuchen, welchen Beitrag die Wirtschaftswissenschaften zur Aufklärung leisten, aber auch wo sie ggf. problematisch, einseitig oder unterkomplex sind. (…) In Bezug auf Bildungsprozesse muss die Wirtschaftsdidaktik untersuchen, ob z.B.

Jung, Eberhard 2007. Welche ökonomische Bildung benötigen wir?

01.03.2011

„Die inhaltlichen Interdependenzen der ökonomischen Bildung gehen weit über die politische Bildung hinaus und umfassen die Geschichte, die Geographie, die Ethik, die Arbeits- und Rechtswissenschaft. Bezugssystem ist das Gesellschaftssystem mit seinen interdependenten Teilsystemen Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsordnung. Auch kann eine zeitgemäß unterrichtet ökonomische Allgemeinbildung weder auf mathematische Problemlösungen verzichten noch auf die Einbeziehung von Inhalten des Fachs Deutsch (Bewerbungsverfahren).

Lehner, Franz 2011. Sozialwissenschaft. Wiesbaden.

01.03.2011

„Dieses Buch trägt den Titel Sozialwissenschaft – in der Einzahl. Das macht die Intention dieses Buches deutlich. Ich will in diesem Buch nicht nur die verschiedenen Disziplinen abhandeln, die man als Sozialwissenschaften bezeichnet. Ich betrachte vielmehr Sozialwissenschaft als ein Wissenssystem, das die Ordnung und Organisation des menschlichen Zusammenlebens analysiert und Wissen zu deren Verständnis und Gestaltung bereit stellt.

Hippe, Thorsten 2010. Wie ist sozialwissenschaftliche Bildung möglich? Gesellschaftliche Schlüsselprobleme als integrativer Gegenstand der ökonomischen und politischen Bildung. Wiesbaden.

01.03.2011

„Als Fazit plädiere ich damit für eine vierte Integrationstechnik (…). Diese Integrationstechnik besteht im Kern darin, dass sie bei der Behandlung eines bestimmten Politikfeldes zunächst verschiedene sozialwissenschaftliche Perspektiven – eine davon in jedem Fall die NIÖ [Neue Institutionenökonomik; d. Red.]–, die eine Antwort auf die gestaltungsorientierte Frage nach dem guten Leben und dem gerechten Zusammenleben zu geben versuchen, in ein kontroverses Verhältnis zueinander setzt (…).

Hedtke, Reinhold 2011. Konzepte ökonomischer Bildung. Schwalbach/Ts.

01.03.2011

„Die hier skizzierten Konzepte ökonomischer Bildung bieten Vielfalt für Lehren und Lernen. Curriculum und Unterricht können z.B. je nach Themenfeldern oder Klassenstufen unterschiedlichen Konzepten folgen (vgl. Jung 2007). Sachliche Gründe, diese Vielfalt durch ein Einheitskonzept ökonomischer Bildung zu ersetzen, gibt es nicht. Dennoch arbeitet der wirtschaftsdidaktische Mainstream aus fach- und paradigmenpolitischen Gründen mit Macht auf eine paradigmatische, inhaltliche und curriculare Standardisierung hin. (…)

Hedtke, Reinhold; Weber, Birgit 2008. Wörterbuch Ökonomische Bildung. Schwalbach/Ts.

01.03.2011

„Das Wörterbuch strebt auch eine neue Qualität des wirtschaftsdidaktischen Umgangs mit den Wirtschaftswissenschaften an: Es will auch alternative Denkschemata sowie kontroverse Debatten innerhalb der Wirtschaftswissenschaften als allgemein bildende Grundlagen verfügbar machen. Wir sind überzeugt, dass man ökonomische Bildung nicht funktionalisieren darf, um bestimmte wirtschaftswissenschaftliche Paradigma, Theorien, Modelle und Methoden – von denen man als Wirtschaftswissenschaftler persönlich und fachlich aus guten Gründen überzeugt sein mag – zu bevorzugen und durchzusetzen.

Hedtke, Reinhold 2010.- Von der Betriebswirtschaftslehre lernen? Handlungsorientierung und Pluralismus in der ökonomischen Bildung.

01.03.2011

„Ich schlage hier vor, die Relevanz von Wissen primär daran zu prüfen, ob es zum jeweiligen Problem passt. Ich plädiere also für eine problemorientierte, multidisziplinäre und integrative ökonomische Bildung.

Hedtke, Reinhold 2008. Ökonomische Denkweisen. Eine Einführung. Multiperspektivität, Alternativen, Grundlagen. Schwalbach/Ts. 2008.

01.03.2011

„Ökonomische Denkweisen allein reichen (..) für die Analyse und Bearbeitung wirtschaftlicher und politischer Probleme nicht aus. ‚Für praktische Zwecke ist die Volkswirtschaft mit vielen anderen Zweigen der Gesellschaftswissenschaft unzertrennlich verschlungen. Von bloßen Detailfragen abgesehen, gibt es vielleicht kein einziges praktisches Problem (...) welches sich auf Grund wirtschaftlicher Voraussetzungen allein entscheiden ließe’ (…) (John Stuart Mill).

Häring, Norbert 2010. Markt und Macht. Was Sie schon immer über die Wirtschaft wissen wollten, aber bisher nicht erfahren sollten. Stuttgart.

01.03.2011

„Die Weltfinanzkrise hat nur zu deutlich gemacht, dass in den ökonomischen Lehrbüchern etwas Wichtiges fehlt. Kaum jemand ist noch bereit zu glauben, dass alles, was in der Wirtschaft und auf den Finanzmärkten passiert, mit Marktkräften zu tun hat und nichts mit Macht und Machtmissbrauch. Dieses fehlende Element, nämlich die Macht, hat es den etablierten Ökonomen unmöglich gemacht, die Subprime-Krise, die Internet-Aktienblase oder die Asienkrise kommen zu sehen.

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