"Wir erklären die Wirtschaft: Fundiertes Wissen für den Nachwuchs" heißt das vollmundige Motto des monatlichen ePapers von FOCUS-MONEY. Gemacht ist es für Lehrer und Schüler der Sekundarstufe II.
Unternehmen oder andere an PR interessierte Organisationen können sich ein exklusives Sponsorenpaket für 120.000 Euro pro Jahr kaufen. Dafür verspricht FOCUS in den Mediadaten die "Einbindung Ihres Unternehmens in die Anzeigenkampagne von 'Wir erklären die Wirtschaft'" sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Der Sponsor kauft sich "nachhaltigen Imageausbau ... in allen allgemein- und berufsbildenden Schulen Deutschlands".
Hauptsponsor 2010/2011 ist die von den Arbeitgeberverbänden gesteuerte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft INSM. Die iböb.-Studie "Wem gehört die ökonomische Bildung?" zeigt, dass die INSM einseitige Lehrmaterialien in den Schulen verbreitet und eng mit Lobbyverbänden der unternehmerischen Wirtschaft und den Parteien CDU, CSU und FDP vernetzt ist.
Sponsor ist auch das Medienpädagogische Institut Promedia, das sich als die "professionellen Berater an der Schnittstelle Schule-Wirtschaft" vorstellt. Promedia verspricht, "wir verbinden pädagogisches Know-How mit Jugendmarketing und Öffentlichkeitsarbeit", und arbeitet u.a. für Zeitungsverlage und eine Reihe von Großunternehmen.
Türöffner in die Schulen - so behaupten jedenfalls die Verkäufer der PR-Kampagne - sind die ca. 160.000 Lehrerinnen und Lehrer, die Mitglied in folgenden, im Deutschen Lehrerverband DL als Dachverband organisierten Lehrerverbänden sind: Verband Deutscher Reallschullehrer VDR, Verband der Lehrer an Wirtschaftsschulen VLW, Bundesverband der Lehrer an beruflichen Schulen BLBS oder Deutschen Philologenverband DPhV sind. Diese Lehrerorganisationen sind sämtlich Mitglied im eher konservativ ausgerichteten Deutschen Beamtenbund DBB (außer dem DL).
Zu den Kooperationspartnern von "Wir erklären die Wirtschaft" gehört auch die Initiative Schule-Wirtschaft des den Arbeitgeberverbänden gehörenden Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln IW und - man lese und staune! - die Stiftung Lesen. Die geriet wegen Sponsoring und Schleichwerbung in den Schulen in die öffentliche Kritik: Report Mainz vom SWR berichtete darüber im Beitrag "Zielgruppe Schüler: Wie die Werbewirtschaft Schulen und Kindergärten ins Visier nimmt" (9.5.2011).