Werte, Koordination und Rationalität

Die Konventionenökonomik führt "drei Fragestellungen wieder zusammen, die das wirtschaftswissenschaftliche Denken anderthalb Jahrhunderte lang getrennt behandelt hat: die Charakterisierung der Akteure und ihrer Handlungsmotivationen, die Koordinationsmodalitäten von Handlungen sowie die Stellung von Werten und Gemeingütern."(S. 2).
Die führenden Vertreter dieser jungen Theorieströmung stellen fest, dass es zwischen Wirtschaftswissenschaft und Soziologie "keine klare Revieraufteilung mehr gibt" (S. 3) und dass man "eine gemeinsame Fragestellung von Soziologie und Wirtschaftswissenschaft erkennen" kann: "die problematische Koordination der menschlichen Verhaltensweisen" (S. 5). Sie stellen das Problem der Ungewissheit und seine Bearbeitung durch die "permanente, individuelle und kollektive Tätigkeit" der Konstruktion von pluralen Konventionen in den Mittelpunkt (S. 7). Sie betonen die legitimen Ansprüche auf Gerechtigkeit und Demokratie, die man an die Koordinationsformen Markt, Vertrag, Organisation oder Staat stellt. Nachdrücklich argumentieren sie für einen "Pluralismus der Evaluationen" - und damit gegen die Vorherrschaft des Effizienzkriteriums (S. 10).
"In unserer Konstruktion (..) bezieht das Individuum in seinem Verhalten ein normatives Streben nach Koordination mit den anderen und dem Gemeingut ein, statt sich hinter einem egoistischen Kalkül zu verschanzen. (...) Dieses Format eines autonomen Individuums ist nur auf der Grundlage einer Persönlichkeit zugänglich, die in den vielfältigen Formen des Involviertseins im Vertrauten ihren Halt findet." (S. 18)
Quelle: Trivium nl. 5 (2010) online unter hier in einer pdf herunterladen.