Weber, Birgit 2009. Forschungsfelder der Wirtschaftsdidaktik.

„Im Interesse der Kompetenzentwicklung des Individuums muss die Wirtschaftsdidaktik noch sehr viel gezielter untersuchen, welche Anforderungen Lebenssituationen stellen, wozu ggf. auch Erkenntnisse anderer Wissenschaften herangezogen werden müssen. Sie muss untersuchen, welchen Beitrag die Wirtschaftswissenschaften zur Aufklärung leisten, aber auch wo sie ggf. problematisch, einseitig oder unterkomplex sind. (…) In Bezug auf Bildungsprozesse muss die Wirtschaftsdidaktik untersuchen, ob z.B. die Denkschemata des Opportunismus und des Gefangenendilemma dazu beitragen, das unterstellte Verhalten für normal zu halten und individuelle Verantwortung zu negieren. 

Während die Volkswirtschaftslehre weder Nutzen noch Präferenzen hinterfragt, setzt sich die Marketingwissenschaft explizit mit der Veränderung von Präferenzen auseinander. Insofern bedarf es der wirtschaftsdidaktischen Analyse der selbstbestimmten Konkretisierung von Bedürfnissen. (…) Während das Erkenntnisinteresse der Volkswirtschaftslehre auf die angemessene und nachhaltige Steigerung des Wohlstands einer Nation und das der Betriebswirtschaftslehre auf eine angemessene und nachhaltige Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, werden die Interessen der angemessenen und nachhaltigen Nutzenmaximierung von Verbrauchern und Erwerbsabhängigen vernachlässigt. Insofern muss die Wirtschaftsdidaktik auch die normativen Implikationen des Erkenntnisinstrumentariums ideologiekritisch reflektieren, um unterschiedliche Interessen und individuelle Handlungsspielräume zu erschließen.“ (Weber 2009, S. 21 f.)