Hippe, Thorsten 2010. Wie ist sozialwissenschaftliche Bildung möglich? Gesellschaftliche Schlüsselprobleme als integrativer Gegenstand der ökonomischen und politischen Bildung. Wiesbaden.

„Als Fazit plädiere ich damit für eine vierte Integrationstechnik (…). Diese Integrationstechnik besteht im Kern darin, dass sie bei der Behandlung eines bestimmten Politikfeldes zunächst verschiedene sozialwissenschaftliche Perspektiven – eine davon in jedem Fall die NIÖ [Neue Institutionenökonomik; d. Red.]–, die eine Antwort auf die gestaltungsorientierte Frage nach dem guten Leben und dem gerechten Zusammenleben zu geben versuchen, in ein kontroverses Verhältnis zueinander setzt (…).

Anschließend sollten jedoch auch diverse politikfeldspezifische Handlungsprogramme von Parteien (und/oder ggf. auch solche von Interessengruppen, Bürgerbewegungen etc.) in Relation zu den verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven gesetzt werden. Dadurch sollen zum einen parteipolitische Handlungsprogramme aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet und kritisch reflektiert werden; zum anderen soll dadurch mit Blick auf die politische Handlungsfähigkeit des Bürgers in einer repräsentativen Demokratie geklärt werden, welche parteipolitische Ideologien welchen gestaltungsorientierten sozialwissenschaftlichen Perspektiven (und welchen individuellen Urteilen der Schüler) nahe stehen. (…) 

[So] kann die obige Integrationstechnik aus meiner Sicht grundsätzlich die Grundlage einer sozialwissenschaftlichen Fachdidaktik bilden. Indem sie das Nachdenken über die Linderung gesellschaftlicher Probleme mit Hilfe von klar voneinander abgegrenzten, aber systematisch vergleichbaren wissenschaftlichen Perspektiven übersichtlich strukturiert, kann sie die (…) mit Interdisziplinarität potentiell verbundene Gefahr eines Rückfalls in ein ungeordnetes alltagstheoretisches, nicht wissenschaftlich diszipliniertes Denken vermeiden.“ (Hippe 2010, S. 391-393)