Hedtke, Reinhold 2002. Wirtschaft und Politik. Über die fragwürdige Trennung von ökonomischer und politischer Bildung. Schwalbach/Ts.

„Auch die grundlegenden Mängel einer (mono-)disziplinären Konstitution von Fachdidaktiken im sozialwissenschaftlichen Feld unterstreichen noch einmal das, was jenseits einzelner Fachperspektiven notwendig ist: dass sich die Fachdidaktiken gemeinsam um eine bildungstheoretisch und fachdidaktisch fundierte Konzeption sozialwissenschaftlicher Bildung bemühen müssen. Dazu braucht man gemeinsame Vorstellungen über ein Leitbild einer sozialwissenschaftlich gebildeten Persönlichkeit, zu dem disziplinär geprägte Kompetenzprofile ebenso selbstverständlich gehören wie interdisziplinäre oder transdisziplinäre. Die Fachdidaktiken der sozialwissenschaftlichen Fächer müssen dann ein gemeinsames sozialwissenschaftliches Curriculum entwickeln (vgl. Reinhardt 1997), in dessen Rahmen die fachlichen Perspektiven genügend Raum zu ihrer disziplinären Entfaltung erhalten und in gemeinsamen Perspektiven aufgehoben werden.

Ausgangspunkt dieses Curriculums sind von den Fachdidaktiken identifizierte Probleme (auch Erkenntnisprobleme) und Lebenssituationen, die mit Bezug auf Sozialwissenschaften und Erziehungswissenschaft beschrieben werden müssen. Die Fachdidaktiken müssen sich darüber verständigen, was in diesem Feld in welchem curricular-organisatorischen Kontext und mit welcher disziplinären, paradigmatischen oder theoretischen Akzentsetzung gelernt werden soll. Sie müssen sich darauf einigen, wie die disziplinären Beiträge so zu organisieren sind, dass sie sinnvoll die fachlichen und die übergreifenden sozialwissenschaftlichen Kompetenzen fördern, die die Lernenden erwerben sollen.“ (Hedtke 2002, S. 45 f.).