Sinnentleertes Effizienzdenken

Ich finde Ihre Analyse hervorragend und teile sie in allen Punkten.

Die Frage bleibt immer, welche Alternativen nötig sind. Die finnischen Lehrpläne haben auch einen Baustein „Unternehmerisches Denken“. Dies geschieht aber nach meiner Erinnerung in der Absicht, um zu begreifen, was die Unternehmer(innen) eigentlich tun. Das ist etwas anderes als die Zurichtung der Menschen auf sinnentleertes Effizienzdenken.

Mich wundert es sehr, dass die Wirtschaftsverbände aus der Finanz- und Wirtschaftskrise immer noch nichts gelernt haben. Ich habe gerade das kleine Büchlein von Galbraith „Eine kurze Geschichte der Spekulation“ gelesen. Eine Politische Bildung, die auch in der Ökonomie nicht den Zerstörungscharakter eines ungeregelten Kapitalismus thematisiert, ist verantwortungslos. Helmut Schmidt hat gerade bei der 100-Jahrfeier der Max-Planck-Gesellschaft (früher KWG) die Schande der Wirtschaftswissenschaften angeprangert. Und die ethische Tumbheit unserer sog. Wirtschaftseliten zieht sich wie ein roter Faden durch die Debatten. 

Ich halte die ethische Grundstruktur unserer sog. Eliten für verkommen und diametral dem entgegengesetzt, was alle Lehrerinnen und Lehrer den Schülerinnen und Schülern täglich beizubringen versuchen.

Ich finde, nach dem Offenbarungseid des Welt-Finanzsystems und seiner neoliberalen Ideologiegrundlage muss alle politische Bildung von der Erkenntnis ausgehen, dass es „nur um die Zivilisierung und Zähmung der kapitalistischen Dynamik von innen gehen kann“ (Habermas, DIE ZEIT, 8.11.2008). Dass es dann immer noch sinnvoll sein kann, einzelne Modelle zu beherrschen, ist eine untergeordnete Frage. …

Die feige Selbst-Zurücknahme der Politik aus ihrem Anspruch, das Gemeinwohl zu vertreten und auch mit demokratischen gesetzgeberischen Zwangsmitteln durchsetzen zu wollen, ist ein Dementi aller Behauptung von der Wichtigkeit der politischen Bildung.