VWL: "Die Gehirnwäsche muss endlich ein Ende haben" ...

Der Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann (Berlin) und die Nachwuchswissenschaftlerin Tanja von Egan-Krieger (Greifswald) kritisieren ihrem Beitrag "Die Gehirnwäsche muss endlich ein Ende haben" im Blog Me'M Menschliche Marktwirtschaft die dogmatische, normativ verengte Volkswirtschaftslehre.
Sie schreiben u. a.: "Diese verborgene, aber falsche Ethik lässt sich an zwei Begriffen festmachen, nämlich am Begriff der 'Rationalität' und der 'Effizienz'" und betonen, "dass es sich hierbei um normative bzw. ethische Begriffe handelt. (...) Schließlich sollen die Leute 'rational' und nicht etwa 'irrational' handeln. Und die Wirtschaft soll 'effizient' und nicht etwa 'ineffizient' funktionieren."
Weiter heißt es: "Der VWL ist es gelungen, den Rationalitätsbegriff zu okkupieren. 'Rational' bzw. vernünftig ist nun nicht mehr das, was sich mit guten, verallgemeinerungsfähigen Gründen rechtfertigen lässt, sondern was dem eigenen Vorteil dient."
Mit Blick auf die Wirtschaftswissenschaften fordern Thielemann und Egan-Krieger: "Die ökonomistische Voreingenommenheit zugunsten der Marktlogik, die sich hinter mathematischen Formeln bloß versteckt, muss ein Ende haben." "Pluralität oder Dogmatik, das ist die Alternative." Die Autoren fordern, dass "kritische Reflexion der normativen Grundlagen der Ökonomik in den Pflichtkanon des Wirtschaftsstudiums aufgenommen wird."
Kritikpunkte und Forderungen treffen gleichermaßen die orthodoxe Strömung der Wirtschaftsdidaktik, die die wirtschaftswissenschaftliche Orthodoxie unreflektiert spiegelt und in die Schulen transportiert - mit dem kleinen Unterschied, dass die Lernenden in der Pflichtschule zur orthodoxen Perspektive gezwungen werden, während Studierende Fach und Studienort freiwillig wählen.